In Absprache mit dem Markt Kaufering, dem Netzbetreiber LEW, der Forstverwaltung und der Unteren Naturschutzbehörde ist geplant, unter den Leitungstrassen im Bereich der Staustufe 18 Kaufering neue Heideflächen anzulegen.
Ursprünglich erstreckten sich die Heidelandschaften des Lechtales von Lechbruck bis nach Augsburg. Die mageren Uferbereiche des Lechs wurden früher als Weidegrund oder zur Heugewinnung für das Vieh genutzt. So konnten sich alpine Pflanzenarten aus den Alpen ins Flachland heraus ausbreiten, um sich auf den kargen, kiesigen Böden der Lechauen anzusiedeln. Heute wachsen unter anderem zahlreiche Orchideen und Enzianarten, Küchenschellen und andere botanische Raritäten in der Hurlacher Heide. Seltene Insekten wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und viele andere auf bestimmte Pflanzen spezialisierte Falter-, Käfer- und Wildbienenarten, finden hier Lebensraum.
Heute sind von der ursprünglichen Ausdehnung der Lechheiden nur noch 1% der einstigen Flächen übrig. Diese Restheiden gehören zu den artenreichsten Kalkmagerrasen Süddeutschlands und viele der tierischen und pflanzlichen Bewohner sind inzwischen sehr selten und streng geschützt. Entscheidend für den Erfolg und den Fortbestand dieser Tier- und Pflanzengesellschaften ist der genetische Austausch der Arten, den man nur durch Flächenvergrößerung und –verbund erreichen kann. Da diese Licht und Wärme liebenden Arten auf die Offenhaltung der Flächen angewiesen sind, ist es notwendig den aufgekommenen Strauchbewuchs zu entfernen. So ist geplant die Flächen unter der Hochspannungsleitungstrasse zu entbuschen und anschließend mit Spendersaatgut der angrenzenden Magerrasen neu einzusäen. Diese Maßnahme wird im ersten Moment sehr radikal erscheinen und kurzfristig eine „Schneise der Verwüstung“ erzeugen. Langfristig gesehen wird es den Lebensraum Hurlacher Heide stärken und zum Fortbestand der besonderen Flora und Fauna beitragen!
Text: Landschaftspflegeverband Landsberg am Lech e.V.
Webseite des Landschaftspflegeverband Landsberg am Lech e.V.
Wenngleich sich der Charakter des Flusses im Laufe der Zeit verändert hat, so nimmt der Lech und die von ihm gebildeten Schotterebenen für den Botaniker eine Sonderstellung ein. So ist z.B. das Lechtal für Professor Andreas Bresinsky „eine der hervorragendsten Naturräume in Europa", obwohl von den naturnahen Flächen nur noch ein vergleichsweise geringer Anteil der ehemals wertwollen Lebensräume erhalten geblieben ist.
Kaum ein Fluss in Deutschland lässt in seinem näheren Einflussbereich eine solche Vielfalt der Pflanzenarten erkennen. Auch die begleitenden Auen an den Ufer- und Terrassenlagen haben größtenteils ihre ursprüngliche Vegetation bewahren können.
Die Artenvielfalt ergibt sich zum einen daraus, dass der Lech ein Pflanzenwanderweg ist, denn durch die Schmelzwasser gelangen Samen von den Alpen weit nach Norden. So sind hier viele Pflanzen zu finden, die sonst in großen Höhen in den Bergen beheimatet sind, aber am Lech ihre nördlichsten Vorkommen haben.
Auf den Schotterfluren des unteren Lechtals haben sich auf diesen flachgrundigen Böden mit geringer Schwemmsand- und Humusauflage sehr artenreiche Trockenrasen erhalten, die hier ursprünglich weite Flächen bedeckten. Bei Trockenrasen fehlt meistens eine Schatten spendende Strauch- bzw. Baumschicht, somit haben die Pflanzen hier extreme Bedingungen mit großen Temperaturschwankungen, starkem Wind und größerer Sonneneinstrahlung.
Aber auch dagegen können sich Pflanzen schützen, indem sie nur eine kurze Zeit blühen, ihre Nährstoffe in vergleichweise großen Knollen bewahren. Andere wiederum haben starke, tiefe Wurzeln ausgebildet, um die Nährstoffe so sich aus tieferen Lagen zu besorgen.
Durch Rodung und landwirtschaftliche Nutzung wurden zwar die Trockenrasen in landwirtschaftlich intensiv zu bewirtschaftende Flächen umgebaut, aber kleine Flächen haben sich in Lechnähe erhalten, als letzte artenreiche Refugien. Dies sind dann die farbenprächtigen, bunten Mager- und Trockenrasen, die sich nur dadurch erhalten konnten, dass es ungedüngte Flächen sind. Solche Flächen sind dann die sog. Lechheiden, wie die Schotterfluren am Lech genannt werden.
Diese Heiden sind Ersatzgesellschaften der ehemals vorkommenden Gehölzbestände, durch Rodung haben sie sich entwickelt. Die Heideflächen sind auf schwachen Schotterkegeln entstanden, solche sind vorhanden im Bereich von Hurlach, von Augsburg und Thierhaupten. Bekannte kleinflächige Heiden sind: Hurlacher Heide, Königsbrunner Heide, Kissinger Heide, Schießplatz bei Haunstetten und Dürrenartheide.
Reste von Heiden haben sich auch entlang von Bahnlinien erhalten, so im „Gleisdreieck" bei Kaufering, bei Klosterlechfeld und bei St. Afra. Zum Begriff „Heide" ist anzumerken, dass der Name in Deutschland für verschiedene Landschaftsformen steht.
In Norddeutschland, z.B. in der „Lüneburger Heide" versteht man darunter baumlose Zwergstrauchheiden, im Osten Europas „lichte Kiefernwälder der sandigen Ebenen" und in Süddeutschland unter dem Namen Heide Kalkmagerrasen oder auch Grasheide.
In allen Fällen handelt es sich um die frühere Alltuende, d.h. das von einer Gemeinde gemeinsam benützte Weideland, das neben freien Flächen auch lichte Wälder umfasste, das vom Vieh durchstreift wurde. In Süddeutschlande auch z.T. die Schreibweise „Haide" benutzt, soll wohl auch als Unterschied zur norddeutschen Zwergstrauchheide verstanden werden; ist wohl auch eine ältere Schreibweise, so spricht der Name „Haidhausen" dafür. Auch Adalbert Stifter verwendet in seiner Novelle „Brigitta" die Schreibweise Haide als Name für die Steppenlandschaftsform in Ungarn.
Wenn also sich am Lech im Unterlauf kleinflächige Halbtrockenrasen und Trockenrasen erhalten haben, so stellen sich innerhalb der Heiden doch Unterschiede heraus. Denn da, wegen ehemaliger Flutrinnen in den an den Kiesbänken entstandenen Heiden das Grundwasser dort fast ansteht, so ergeben sich daraus Übergänge zwischen Halbtrockenrasen hin zu wechselfeuchten Bereichen und es bilden sich dort für diese Bereiche typische Pfeifengraswiesen und sogar Kalkflachmoore aus. So sind z.B. in der Hurlacher Heide Knollendistel-Pfeifengraswiesen vorhanden, die in dieser Ausprägung einmalig in Mitteleuropa sind.
Eine weitere Besonderheit der Heiden ist das große Vorkommen der Sumpfgladiole in der Königsbrunner Heide. Diese ist dort nur so zu erklären, dass durch das früher höher stehende Grundwasser eine enge Verzahnung zwischen Feucht- und Trockenstandorten vorhanden war, übrigens die größte Population dieser Pflanze in Europa.
Die schon erwähnten Kalkflachmoore in diesen Gebieten entstanden auf ehemals vom Fluß angelegten Rinnen, die heute aufgrund der Flußverlaufskorrektur keinen direkten Anschluß zum Hauptgerinne mehr haben. Und so reicht das in den Rinnen anstehende Grundwasser aus, dort kleine Kalkflachmoore zu erhalten. Am besten ist dieses Kalkflachmoor in der Siebenbrunner Quellflur noch zu sehen.
Flußbegleitend sind weiter die erlen- und weidenreichen Auwälder zu nennen. Zunehmender Lichtmangel läßt dabei die Krautschicht verarmen und sie trocknen durch die Regulierungen zunehmen aus. Auch deutet die Zunahme von Rubusarten darauf hin, so nehmen Brombeersträucher zu.
An den Auwaldbereich schließen sich auf den vom Hochwasser nicht mehr beeinflußten Flächen die Kieferwälder an, gut zu sehen besonders in den Randbereichen der Heiden im Raum Augsburg, wo große Flächen des Schneeheide-Kiefernwaldes sich angliedern.
Nach Osten begrenzt wird das Lechtal durch das Steilufer, die Lechleite, die bis zu 80 m hoch ansteigen kann. Hier sind wechselfeuchte Bodenverhältnisse vorhanden, zu Felsen verbackene Kolosse, die sog. Nagelfluh ist sehr deutlich zu erkennen. Daneben viele Hangquellen mit natürlichen Tuff rinnen. Diese werden durch ein Moos gebildet, das Crotonenvon commtatum-Moos, welches das kalkreiche Wasser bearbeitet, d.h. durch biologische Maßnahmen setzt sich Kalk ab, und die entstandenen Tuff rinnen haben sich also natürlich entwickelt und im Bereich der Lechleite ist so z.T. eine subalpine Quellflur anzutreffen mit sehr sauberem klaren Wasser.
In diesen subalpinen Quellfluren sind große Mengen typischer Bergpflanzen vorhanden, so z.B. große Mengen Türkenbund, stattliches Knabenkraut und Eisenhut, aber auch viel Winterschachtelhalm als Charakterpflanze für sickerfeuchte, wechselfeuchte Waldböden.
Die angeführten Lechfeldheiden, ihre angrenzenden Kontaktgesellschaften wie wechselfeuchte Standorte, Kalkflachmoore, Auwälder, Kieferwälder und die Lechleite sind wegen ihrer Genese, Größe und ihres Artenreichtums biologische Denkmäler von übernationaler Bedeutung.
Leider sind sie so zusammengeschrumpft und fast schon kleinflächig geworden, dass sie fast schon zu kleine Biotope sind, um überleben zu können.
Da die natürlichen Entstehungsvoraussetzungen geschwunden sind, zudem Schafbeweidung sehr rückläufig ist, erhöhte Luftverschmutzung und Düngung der Randbezirke zudem vorliegt, ist es dringend erforderlich, Hilfsprogramme zu beschließen und zu verwirklichen.
Für die Lechauen und Lechheiden bedeutet dies
1. regelmäßige Pflege aller Standorte zur Verhinderung der weiteren Verbuschung, daher ist jährliche Mahd die Voraussetzung, mit baldigem Abtransport des Mähgutes, um eine Nährstoffanreicherung zu minimieren.
2. Regeneration bereits entwerteter Standorte durch Entbuschung und keine Aufforstungen.
3. Ansätze auszuweiten, um aus Gründen des Trinkwasserschutzes großflächig manche Gebiete von Düngemaßnahmen zu befreien, wie z.B. in Augsburg nahe der Königsbrunner Heide praktiziert. Dabeibesteht die einmalige Chance, die Belange des Arten- und Biotopschutzes mit dem Trinkwasserschutz zu koordinieren.
4. Es sollte der Versuch unternommen werden, um in Sinne des UNESCO-Programmes „Der Mensch und die Biosphäre" auch dieses Gebiet länderübergreifend mit Österreich als Biosphärenreservat auszuweisen. Handlungsbedarf ist da, zumal auch im Tiroler Lechtal akuter Zugzwang besteht, da im einzig noch intak-ten Flußabschnitt durch Bau von weiteren Kraftwerken und Staudammbau, aber auch durch Kiesabbau dieser Abschnitt höchst gefährdet erscheint.
Das Jahr 2015 – das „Jahr des Bodens“ – mit seinen Witterungsextremen, Sturm „Niklas“ Ende März und Hitzesommer mit wenig Niederschlägen, zeigten uns den Weg in eine veränderte Zukunft.
Seit 2006 stieg die Jahresdurchschnittstemperatur an der Wetterstation Landsberg um 1,3°C im Vergleich zur Messperiode 1961-1990 (Niederschlag: -6%). Bis 2050 kommen nach der Prognose des Potsdam Instituts noch einmal ca. 1,6°C dazu und der Niederschlag in der Vegetationsperiode soll um 10-20% sinken. Dies wird die Kraft und Stärke der Witterungsextreme noch spürbar verstärken. Da unsere Naturgesetze nicht verhandelbar sind, müssen wir dringend eine Anpassungsstrategie fahren, um bis 2050 und für unsere Enkel eine vergleichbare Lebensqualität in Kaufering und der Region zu sichern.
Unser Konzept „Nachhaltige Anpassung mit den Kräften der Natur“, welches heuer mit dem Biodiversitätspreis ausgezeichnet wurde, liefert dazu die Grundlage. Mit Hilfe von Bäumen/Wäldern und gesunden, lebendigen Böden kann Klimaschutz, Bodenverbesserung, Bodenmehrung und Gesundheitsschutz gesichert werden.
Dank unseres Biomassewerkes ist die Belastung mit 5 Tonnen CO2 weit unter dem Wert des Landkreises Landsberg mit 11,9 To CO2 und wir geben pro Einwohner um 2.500 € weniger für klimaschädliche fossile Energie aus.
Mit über 48.000 To CO2 ist die Belastung um über 40.000 To höher, als unsere Natur verkraftet!
In der aktuellen Arbeit „Betriebs- und Volkswirtschaftliche Analyse des Kommunalwaldbetriebes Kaufering“ der Hochschule Weihenstephan kommt Herr Dietmaier zu interessanten Ergebnissen:
Daher lohnt es sich, unseren Wald alle 5 Jahre zu pflegen und umzubauen, damit er mit den Witterungsextremen zurechtkommt (Wind, Nassschnee, Starkniederschlag). Dasselbe gilt für unsere Bäume, die durch hohe Stoffeinträge und Witterungsextreme zunehmend unter Stress kommen. Steigende Risiken (z.B. Pilze, Stürme, Wassermangel) gefährden ihre Leistungsfähigkeit.
Wir müssen bereits heute die Schäden durch Eschentriebsterben, Pilzerkrankungen an alten Linden (Kapelle am Riedweg), Borkenkäferbefall, Windwurf etc. einen hohen Aufwand für Verkehrssicherung und Schutz der Bevölkerung in Kaufering betreiben.
Die Bilder (Bildquellen: Ludwig Pertl) zeigen die Feldkapelle am Riedweg. Vorher mit den Linden und dann nach der Fällung am 17.11.2015 wegen Pilzerkrankung.
Die Blätter unserer Bäume, die im Herbst reichlich herabfallen, sind kein Abfall, sondern die notwendige Nahrung für gesunde Böden. Bei Bäumen und Wald gilt die Botschaft, dass sie für uns und unsere Kinder umso wichtiger und leistungsfähiger werden, je älter und höher sie werden. Wir sollten daher unsere betriebswirtschaftliche Betrachtung ändern und nicht schauen, wer den Baum am billigsten beseitigt, sondern wie ich seine Leistung am besten erhalten und steigern kann.
Eine für unsere Natur tragbare Belastung kann auch in Kaufering/Landsberg nur funktionieren, wenn alle Einwohner, Grundeigentümer, Wirtschaft mitmachen und die unbequemen Entscheidungen treffen, die langfristig den größten Nutzen entfalten.
Unser derzeitiges Wirtschaftsmodell, welches Klima-, Boden- und Gesundheitsschäden nicht berechnet, missachtet die Bedürfnisse unsere nächsten Generationen und verschlechtert deren Lebensqualität.
Die einfachste Lösung wäre es, wenn jeder Bürger, bzw. Verursacher die 80 € pro Tonne CO2/Methan, Stickstoff bezahlen würde, die er verursacht und wir dieses Geld für die notwendige Anpassung nutzen könnten.
Damit wäre sauberes Trinkwasser, natürlicher Hochwasserschutz, Bodenmehrung und Bodenverbesserung sowie hohe Gesundheitsleistung (Feinstaubfilter + Klimapuffer + Lärmminderung) rentabel umsetzbar, und nachhaltiges Produzieren wäre endlich konkurrenzfähig gegenüber Klima-, Boden- und gesundheitsschädigender Wirtschaftsweise.
Ludwig Pertl,
ehem. Forstamtsrat, Forstdienststelle Kaufering
Herr Markus Kreuzer
Technisches Bauamt
Markt Kaufering
Pfälzer Str. 1
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E-Mail: markus.kreuzer@kaufering.de
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